Mit „Heavenly Body“ auf Schwedentörn 2013

Nach nächtlicher Anreise wurden wir am Morgen des 6.7.2013 an Bord von strahlendem Sonnenschein geweckt. Wir: Klaus Ingo, Roland und ich, Felix. Wir beschlossen ein süßes Frühstück im Cafe an der Hafenpromenade von Travemünde zu nehmen.
Bevor es mit „Heavenly Body“ losgehen sollte musste noch der mitgebrachte Salontisch wieder eingebaut (schließlich wollten wir unterwegs an dem Tisch speisen) und Proviant eingekauft werden. Seglergenehm sind in Travemünde die einschlägigen Geschäfte Samstags und Sonntags geöffnet so dass das kein Problem sein sollte.
Nach Schweden sollte es gehen, in die Schären. Mal schauen, wie es dort aussieht .
Als wir gegen 15.00h seeklar waren lautete die Windprognose für die nächsten Tage nach Windfinder Nord/ Nordost. Wir entschlossen uns also uns über Dänemark unserem Ziel zu nähern. Weil wir unbedingt starten wollten beschlossen wir wenigsten bis Grömnitz zu segeln wo wir nach 13 Sm um 19.00 fest waren. Weiter ging es dann über Gedser, Klintholm nach Kopenhagen wo wir schon am 9.7. im Christiansenhaven festmachten. Der Hafen (alles einwandfrei betonnt) liegt im Stadtzentrum und ist wirklich zu empfehlen! Zwar ist die Zufahrt nicht auf den ersten Blick zu identifizieren aber man liegt dort ruhig und kann das touristische Programm (wie im Kino) vorbeilaufend betrachten. Wir bleiben zwei Tage in Kopenhagen weil ein Bekannter zufällig zugegen und bereit war uns die Stadt zu zeigen: Wachablösung, kleine Meerjungfrau, Einkaufsmeile, antike Toilettenanlage, Jazzfestival, Rundetarn mit Besteigung und überwältigendem Ausblick und schließlich noch der Freistaat Christania, eine Stadt in der Stadt die auf einem besetzten früheren Militärgelände entstanden ist und in der der Besitz, Konsum und Erwerb leichter Drogen geduldet wird.
Am 11.7.ging es dann weiter: Wir liefen in den Sund und dann Kurs Schweden. Das Dänenkreuz musste runter und wir zogen das Schwedenkreuz unter der Steuerbordsaling hoch. Plan war, an Trelleborg vorbei, durch den Falsterboekanal zu laufen. Im Delius Klasing Begleitheft standen umfangreiche Ausführungen zu den Signalen die bei der Durchfahrt durch die Drehbrücke zu beachten wären. Schon beim Anlaufen stellten wir fest dass die schwedischen Betonungen nicht so gut zu sehen waren weil kleiner und auch dünner. Nervös liefen wir vor der geschlossenen Drehbrücke hin und her um ja kein Signal zu verpassen; es gab keins. Schließlich ging die Brücke auf und alle fuhren durch, wir auch. Signale gab es keine: Es wird eben nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird. 15 Meilen nach der Durchfahrt machen wir in Skave fest: Ein verwunschener schwedischer Fischereihafen zur Einstimmung. Wir und ein weiterer Deutscher waren die einzigen Gastlieger.
Dann ging es nach Ystad der Wirkungsstätte von Mankells Figuren, 45.000 EW, so eine Art Mittelzentrum in Südschweden; nicht so begeisternd fanden wir. Also weiter; Brantevik: Schwedischer dürfte es nicht gehen: Fischereihafen, rote Holzhäuschen mit weißen Fenstern und direkt am Hafen ein Restaurant das auch die Hafenmeisterei und ein kleines Hotel betreibt. Am Abend kam zwei Fischer und lieferten ihren Fang dort ab. Wir versuchten zum Abendessen einen Tisch zu bekommen, vergeblich weil ausgebucht. Also kochten wir an Bord und lauschten anschließend der Band, die bis Mitternacht aufspielte.
Der nächste Morgen bescherte uns trübes Wetter und auffrischen Nordwind. Als wir um die nächste Huck kamen standen 5-6 Bft und eine stramme Welle gegen an. Nach dem vorherigen, durchweg schönen, Wetter machte sich Stimmungseintrübung breit. Wir hatten die Arbeitsfock oben und es wurde zunehmend nasser. Als der Wind weiter auffrischte und zudem weiter nach Nord drehte konnten wir Ahus nicht mehr anliegen und gingen mit Maschine weiter. Beim Anlaufen auf Ahus haben wir uns dann schwer getan: eigentlich hätten in dem doch recht untiefen Gewässern reichlich Untiefentonnen liegen müssen von denen wir keine einzige gefunden haben. Wir waren dann richtig froh als wir die Fahrwassertonnen ausmachen konnten und die Einfahrt damit klar war. Ahus ist ein Industriehafen dem kein Schönheitspreis gebührt. Der Yachthafen wird von einer Jugendherberge verwaltet, angeblich.
Weiter ging es zur Insel Hanö. Gegen 18,30h machten wir fest. Der Hafenmeister wies uns nach Tiefgangnachfrage einen Liegeplatz zu, der recht unruhig war. Reichlich Schwell im Hafen! Der Hafenmeister versuchte uns zu beruhigen dass der Wind auf West drehen solle und es dann ruhiger werden würde. Na ja der Wind hat sich nicht nach ihm gerichtet. Es wurde eine unruhige Nacht und am Morgen hatten wir eine schamfielte Vorspring zu verschmerzen.
Morgen sollten wir den Schärengarten von Karlskrona erreichen, Wir liefen durch die Drehbrücke bei Haslö ( die schwedischen Signalpraktiken kannten wir ja nun schon und waren entsprechend gelassen) in die Karlskrona Schären bis zum Karlskrona Fahrwasser und dann nach Steuerbord an den roten Tonnen entlang nach Dottningkö auf der Insel Aspö. Bei den Tonnen muss man genau zählen sonnst landet man auf einer Unterwassersteinmauer die zu den Befestigungsanlagen der Forts vor Karlskrona gehört. Auf der Rückreise sollten wir Zeuge eines solchen Auflaufens auf der Barriere werden. Dottningskö ist wirklich schwedisch; ein Ausflugshafen auch für die Einheimischen, vollkommen entschleunigt: In der friedlichen Morgensonne Hausfrauen am Ufer bei der Morgenmeditation, Handwerker beim Isolieren eines schwedischen Holzhäuschens, Jogger, zwei ältere Herren beim morgendlichen Schwimmvergnügen; einfach schön. Übrigens die besten Sanitäranlagen der Reise!
Am Mittag machten wir dann in Karlskrona fest. Hafen im Ausbau zum Eventhafen.
Karlskrona ist schwedischer Marinestützpunkt. Marinemuseum, Marineakademie, älteste Holzkirche Europas in der wir uns am Abend ein Barockkonzert reingezogen haben. Beim Durchstreifen der Stadt meinten wir doch eine gewisse „Spießigkeit „ wahr zu nehmen: Garagen in denen die Dosen nach Größe geordnet auf Brettern an der Wand standen, Grünanlagen die man nicht betreten durfte, Ordnungsmacht die vorwiegend unangepasste Jugendliche im Auge hat. Wir erinnerten am Abend zuvor aufziehende Uniformierte des Ordnungsamtes zur Kontrolle des Alters von Besuchern von Gaststätten gesehen zu haben und natürlich die Systemläden:Supermärkte in denen Alkohol zu kaufen ist für über 20 Jährige. In jeder Filiale das gleiche Sortiment.
Das verführte uns beim Kochen und Rotweintrinken an Bord über die Frage zu schwadronieren ob sozialdemokratische Gesellschaften grundsätzlich behüteter und damit zwangsläufig „spießig“ sein müssten?
Am nächsten Tag sind wir dann durch die Schärenlandschaft (alles gut betonnt) gelaufen und dann vom östlichen Schärenausgang nach Grönhögen auf Ödland; sehr idillisch, und dann am nächsten Tag durch den Ödlandsund nach Kalmar. In Kalmar hat sich Roland verabschieden müssen und Klaus Ingo und ich haben uns auf die Rückreise gemacht. Erst 42 Meilen bis Sandhamn und dann unter Fock zurück durch die Schären bis Karlskrona. War eine entspannende Fahrt weil man den Weg ja schon kannte und so den Blick genießen konnte. Von Karlskrona ging es dann durch das Hauptfahrwasser an Dottingskö vorbei. Riesenalarm: Seerettung mit Blaulicht weil ein Segler auf die Befestigung gelaufen war. Hat vermutlich die Tonnen nicht richtig gezählt.
Gegen 18.45h machten wir dann in Karlshamn, einem hässlichen Industriehafen fest. Beim Einlaufen hatten wir Probleme weil die Delius Klasing Karten zur Einfahrt nicht stimmten und wir uns die Einfahrt sozusagen ertasten mussten. Von hier ging es weiter nach Nogernsund einem netten Fischereihafen. Später lief hier ein 90Fuss Großsegler ein der die Hymne spielte und später Segler und Camper mit Schantydarbietungen beglückte.
Anschließend erreichten wir Sirimshamn, eine große Marina. Hier sollte unsere Reise enden und die Folgecrew am Sonntag übernehmen. Da wir noch Zeit hatten gönnten wir uns einen Abstecher nach Allinge. Der Schwede musste runter und der Däne rauf. Allinge, als Städtchen nett, war rappelvoll und irgendwie auch ungemütlich. Als wir am nächsten Morgen los sind lag auf einmal dichter Nebel über der Ostsee. Da haben wir uns nicht in das Verkehrstrennungsgebiet getraut und sind erst mal ein bisschen auf und ab gekreuzt bis die Sicht besser wurde. Freitag abends lagen wir wieder in Sirmshamn und konnten Werner und Crew am Sonntag ein vollgetanktes und aufgeklartes Schiff übergeben.
Wetter und Navigation:
Wir hatten nahezu durchweg gutes Wetter, dafür relativ wenig Wind. Insgesamt sind wir in 21 Tagen 570 Meilen gefahren; davon gut 200 leider unter Maschine. Wetter haben wir über Windfinder genommen was sich als sehr zutreffend herausgestellt hat. Roland hatte zusätzlich ein Wetterinfo über SMS bestellt was, keine abweichenden Infos gebracht hat.
Die Schwedischen Betonnungen sind kleiner als unsere und schwerer zu sehen. Unbedingt sollte man einen Tiefenmesser haben. Ansonsten haben wir das GPS mitlaufen lassen und etwa Stündlich Position in der Karte (Delius Klasing) eingetragen, im Schärengebiet halbstündlich. Unbedingt ist zur Karte ein Hafenhandbuch zu empfehlen weil kleine Fischereihäfen in den Karten nicht sämtlich eingezeichnet sind.
Südschweden ist ein ansprechendes Gebiet mit schöner Landschaft und interessanten Gewässern. Wir sind gut erholt wieder in Köln angekommen.
Felix